Philip Morris manipuliert die Wissenschaft und plant Werbekampagnen, um die Politik zu beeinflussen

In einer aktuellen Untersuchung des Bureau of Investigative Journalism hat Shiro Konuma, ein Whistleblower von Philip Morris International (PMI), einmal mehr aufgezeigt, dass Wissenschaft käuflich ist.

Der ehemaliger PMI-Mitarbeiter Shiro Konuma enthüllte, dass das Unternehmen Zahlungen an Universitätsprofessoren und Beratungsfirmen in Japan leistete, um sich vorteilhafte wissenschaftliche Gutachten zu verschaffen. Mit ihnen wurde versucht, IQOS trotz zweifelhafter Fakten als harmlose Alternative zu herkömmlichen Zigaretten zu bewerben. Diese waren Teil einer Strategie, die darauf abzielte, niedrigere Steuersätze für IQOS in Japan zu erreichen. Konuma, der zuvor als Arzt und Diplomat im Kampf gegen Krankheiten wie Malaria, Ebola und AIDS tätig war, kritisierte IQOS. „Sie senken den gesundheitlichen Schaden nicht“, sagt er über IQOS. „Sie reduzieren die Gesundheitsrisiken nicht. Und sie reduzieren auch nicht die Todesfälle. Das ist nicht bewiesen.“

Geschichte der Manipulation

Die Beeinflussung der wissenschaftlichen Debatte über Rauchen und Gesundheit durch die Tabakindustrie hat eine lange Tradition. Sie setzt eine Reihe von Taktiken ein, um Beweise zu ihren Gunsten zu beeinflussen, einschliesslich der Steuerung der wissenschaftlichen Arbeit und deren Veröffentlichung. In den 1950er Jahren begannen unabhängige Forschungs- arbeiten, einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Rauchen und Krebs herzustellen. Als Reaktion darauf setzte die Tabakindustrie, einschliesslich PMI, verschiedene Strategien ein, um die Menschen dazu zu bringen, ihre Produkte weiter zu konsumieren und die Sorgen um die öffentliche Gesundheit zu vertreiben. Zu diesen Strategien gehörten das Blockieren, Abschwächen oder Verzögern von Vorschriften sowie die Untergrabung bestehender Gesetze.

Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist die Gründung des Tobacco Industry Research Committee (Forschungsausschuss der Tabakindustrie) durch PMI im Jahr 1953, um Zweifel an der seriösen Wissenschaft zu wecken. Diese Taktik, sich selbst als objektiv und um die Gesundheit der Konsumenten besorgt darzustellen, wird auch heute noch angewandt, wobei die Industrie über Scheinfirmen und Dritte agiert. Weitere Untersuchungen zeigen, dass PMI sich als wohlwollender Geldgeber präsentiert und seine Beteiligung verschleiert, um seine Glaubwürdigkeit zu erhöhen. Über die Foundation for a Smoke-Free World (Stiftung für eine rauchfreie Welt), die inzwischen in Global Action to End Smoking (Globale Aktion zur Beendigung des Rauchens) umbenannt wurde, finanziert PMI Forschungsarbeiten, die seine Produkte unterstützen, aber unabhängig wirken. Dies zeigt, dass die Tabakindustrie schon seit langem versucht, die Wissenschaft zu beeinflussen, um Schäden zu verschleiern. Die aktuellen Aktivitäten konzentrieren sich vor allem auf die Vermarktung erhitzter Tabakerzeugnisse, die Verharmlosung ihrer Risiken und die Inszenierung von Innovationen als positiv. Sie zielen darauf ab, das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen und echte Massnahmen für die öffentlichen Gesundheit zu sabotieren.

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Die PMI-Stiftung für eine rauchfreie Welt hat sich in Global Action to End Smoking umbenannt, mit einem neuen Logo, einer neuen Website und auffälligen Shutterstock-Bildern und -Videos.

Swiss Connection: Fälle in Zürich

Diese Manipulation geht über Japan hinaus, wie jüngste Beispiele aus der Schweiz zeigen. Im Jahr 2014 veröffentlichte die Universität Zürich eine Studie, aus der hervorging, dass es keine Beweise dafür gibt, dass neutrale Verpackungen den Konsum senken. Und das, obwohl es einen breiten wissenschaftlichen Konsens und Beobachtungen der WHO gibt, die zeigen, dass überall dort, wo diese Massnahme eingeführt wurde, neutrale Verpackungen wirken. Die Studie wurde von PMI mit über 100'000 Franken voll finanziert. Erst letztes Jahr, 2023, wurde festgestellt, dass PMI in die Forschung der renommierten ETH Zürich involviert ist, wo drei der Hauptautoren dieser veröffentlichten Studie für PMI arbeiten. Weitere Untersuchungen ergaben, dass PMI die Forschung mit einer Million Schweizer Franken sogar mitfinanziert hatte. Dieser Fall zeigt deutlich, wie PMI weiterhin weltweit Einfluss auf die wissenschaftliche Forschung nimmt und versucht, die Ergebnisse zugunsten ihrer Produkte zu verfälschen, wahrscheinlich auf ähnliche Art, auch die Regulierungsbehörden und die Öffentlichkeit zu täuschen.

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Werbekampagnen: Eine umfassendere Strategie

Die Strategien von PMI beschränken sich nicht auf die Manipulation wissenschaftlicher Forschung, sondern betreffen auch Werbekampagnen - denn wie soll die Öffentlichkeit von der von ihnen finanzierten Forschung erfahren, wenn sie diese nicht in Zeitungen, Zeitschriften oder online veröffentlicht?

Eine aktuelle Studie der AT Schweiz, die in der Zeitschrift Tobacco Prevention & Cessation veröffentlicht wurde, enthüllt, wie die Werbekampagnen von PMI parallel zu wichtigen Parlamentssitzungen in der Schweiz lanciert wurden. In einem Jahr gab PMI bis zu 6,5 Millionen CHF allein für Printanzeigen aus. Sie finanzierten vor allem Anzeigen, die IQOS als harmlosere Alternative anpreisen und darauf abzielen, die Meinung der Verbraucher und vor allem der Politiker über das Produkt zu beeinflussen. Wenn es ihnen gelingt, die Menschen davon zu überzeugen, dass ihre Produkte weniger schädlich sind als z. B. Zigaretten, können sie strengere Vorschriften, insbesondere einen niedrigeren Steuersatz, vermeiden, so wie es in Japan versucht wurde, bevor Shiro Konuma aufflog.

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Beschreibung: PMI IQOS-Inserat in der Luzerner Zeitung, „Heute geht's auch ohne Verbrennung und Rauch“, 05. März 2021.

Derzeit fallen IQOS in der Schweiz unter eine andere Kategorie im Tabakproduktgesetz, das bald in Kraft treten wird, als herkömmliche Zigaretten und werden daher nur mit 12% besteuert, im Vergleich zu den 54% der herkömmlichen Zigarettenbesteuerung (die bereits unter der WHO-Empfehlung liegt). Mit manipulierten Forschungsergebnissen und Werbekampagnen, in denen die „geringere Schädlichkeit“ ihrer IQOS hervorgehoben wird, versucht PMI sicherzustellen, dass dieser reduzierte Steuersatz beibehalten wird.

Können wir PMI vertrauen?

Die Frage bleibt: Können wir den Behauptungen von PMI, eine „harmlose Alternative“ anzubieten, vertrauen? Auf die Frage nach der in Japan durchgeführten PMI-Forschung sagt Konuma: „Nein. Nein. Nein. Ihre Wissenschaft ist nicht glaubwürdig.“

Da sich Regulierungsbehörden und Beamte des öffentlichen Gesundheitswesens mit diesen Befunden auseinandersetzen, ist der Bedarf an transparenter und unabhängiger Forschung noch nie so gross gewesen wie heute.

Eine von der Tobacco Control Research Group (TCRG) durchgeführte Untersuchung hat eine Reihe von Beweisen für die Manipulation der Wissenschaft aus Profitgründen durch PMI in Japan aufgedeckt. Lesen Sie es hier:

https://www.bath.ac.uk/campaigns/threatening-public-health-new-documents-shed-light-on-pmis-secret-science/

Für weitere Details zur Analyse der Werbeausgaben von AT Switzerland lesen Sie den vollständigen Artikel hier:

https://www.tobaccopreventioncessation.com/An-expenditure-analysis-revealing-how-Philip-Morris-advertisements-coincide-with,189922,0,2.html

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