Rauchverhalten unter Jugendlichen


  • Rund ein Drittel der 15-Jährigen (31,0 % der Mädchen und 31,3 % der Jungen) hat einmal im Leben eine Zigarette «probiert». Bei den Gleichaltrigen rauchen 2,4 Prozent der Jungen und 3,1 Prozent der Mädchen täglich.
  • Insgesamt raucht mehr als ein Viertel der 15- bis 25-Jährigen.

Rauchverhalten unter Jugendlichen

Tabak- und nikotinhaltige Produkte wirken sich stark auf das kognitive und verhaltensmässige Gleichgewicht der Konsumierenden aus. Insbesondere Kinder, Teenager und junge Erwachsene sollten darauf verzichten. Die Reifung gewisser Hirnregionen, die für die neurotoxische Wirkung von Betäubungsmitteln besonders sensibel sind, wird erst gegen 25 Jahre abgeschlossen. Kinder, Teenager und junge Erwachsene sind deshalb anfälliger auf gewisse Wirkungen des Rauchens, etwa das Suchtpotenzial.[1] Zudem treten viele Folgen des Rauchens (teils exponentiell) häufiger auf, je mehr geraucht wird. Dabei kommen zwei Dimensionen zum Tragen: die Zeit (z. B. Anzahl Konsumjahre) und die Menge (z. B. Anzahl gerauchter Zigaretten). Das Alter zur Zeit des Rauchereinstiegs (und speziell ein früher Einstieg) ist daher direkt mit dem Risiko tabakbedingter Gesundheitsprobleme verbunden.[2] Aus diesem Grund ist die Beobachtung des Rauchverhaltens bei Jugendlichen von grosser gesundheitspolitischer Bedeutung.

Rauchmonitoring in der Schweiz

In der Schweiz erfolgt das Rauchmonitoring unter Jugendlichen im Wesentlichen auf den Datenerhebungen im Rahmen der Befragung Health Behaviour in School-aged Children (HBSC)[3] und der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB)[4]. Die HBSC wird seit 1986 alle vier Jahre unter Schülerinnen und Schülern durchgeführt und dokumentiert das Rauchverhalten der 11- bis 15-Jährigen; die SGB dasjenige der 15- bis 25-Jährigen. Weitere Angaben zu diesen Erhebungen finden sich unter Übersicht über die Monitoring-Tools. Die Daten zuerst aus dem Tabakmonitoring Schweiz (TMS)[5], dann aus der Befragung CoRolAR des Suchtmonitorings Schweiz[6], die bis 2016 jährlich erhoben wurden, ergänzen das Bild. Doch gilt zu beachten, dass die Daten der HBSC und der SGB mit ihren Messpunkten alle vier (HBSC) bzw. fünf Jahre (SGB) das Rauchverhalten nicht nahtlos abbilden. Zudem sind ihre Resultate fast systematisch veraltet, weil die ermittelten Hochrechnungen erst ein bis zwei Jahre nach Erhebung der Daten publiziert werden. Zudem räumen die beiden Befragungen dem Rauchen keinen besonders grossen Platz ein, weil sie sich für Gesundheitsfragen im weiteren Sinn interessieren und darum nur wenige Fragen zum Rauchen enthalten können.

Prävalenz des Rauchens bei 11- bis 15-Jährigen

Die jüngsten Daten zum Rauchverhalten der 11- bis 15-Jährigen stammt aus der Befragung HBSC 2022 (Delgrande et al., 2023a[7]). Demnach hatten bei den 11-Jährigen 3,1 Prozent der Mädchen und 5,9 Prozent der Jungen schon einmal geraucht (mindestens einmal im Leben; Abb. A2A-1). Mit zunehmendem Alter steigt dieser Anteil deutlich an und beträgt mit 15 Jahren 31,0 (Mädchen) bzw. 31,3 Prozent (Jungen). Auch bei der 30-Tage-Prävalenz (mind. einmal in den 30 Tagen vor der Befragung) lassen sich ähnliche Entwicklungstrends feststellen, deren Schwellen aber niedriger sind: 2022 hatten 16,6 (Mädchen) bzw. 14,4 Prozent (Jungen) der 15-Jährigen in den 30 Tagen vor der Befragung Zigaretten geraucht. Bei den 11- und 12-Jährigen blieb der Anteil Mädchen und Jungen, die in den letzten 30 Tagen geraucht hatten, relativ klein, stieg aber bei den 13-Jährigen bereits deutlich an (6,1 Prozent bei den Mädchen und Jungen).

Prävalenz des Rauchens bei 11-15 Jährigen

Abbildung A2A-1: Prävalenzen (in %) des Experimentierens (mind. einmal im Leben), des Konsums in den letzten 30 Tagen und des täglichen Konsums in den letzten 30 Tagen für 11- bis 15-jährige Schüler:innen, nach Altersgruppen, HBSC 2022 (Delgrande et al., 2023a[8]).

Jedes dreissigste 15-jährige Mädchen raucht täglich

Der tägliche Konsum verblieb bei den unter 13-jährigen Jungen und Mädchen im 2022 praktisch inexistent (Abb. A2A-1). Doch rauchten bei den Mädchen 0,5 Prozent der 13-Jährigen, 1,5 Prozent der 14-Jährigen und 3,1 % der 15-Jährigen täglich. Bei den Jungen betrugen diese Zahlen 0,7 (13-jährig), 1,1 (14-jährig) und 2,4 Prozent (15-jährig). Das heisst, dass im Jahr 2022 jedes dreissigste Mädchen im Alter von 15 Jahren täglich rauchte.

Grosse Unterschiede nach Lebensumständen

Vertiefte Analysen der Daten aus der HSBC des Jahrs 2018 haben den Zusammenhang zwischen dem Konsum psychoaktiver Substanzen und verschiedenen soziodemografischen und familiären/beziehungsmässigen Eigenschaften sowie Aspekten der Gesundheit und des Wohlbefindens bei den 14- bis 15-jährigen Schülerinnen und Schülern untersucht (Delgrande et al., 2019b[9]). Dabei wurde mindestens wöchentliches Rauchen herkömmlicher Zigaretten als risikoreicher Konsum erachtet. Diese Konsumart wies einen (statistisch signifikanten) Zusammenhang aus mit dem Alter (14 Jahre < 15 Jahre: mit 15 grössere Rauchwahrscheinlichkeit als mit 14), der Sprachregion (Deutschschweiz < lateinische Schweiz), der Familienform (Kind mit Mutter und Vater < andere), elterliches Bescheidwissen (viel < wenig-mittel), wahrgenommene Unterstützung durch die Familie (hoch < tief-mittel, durch die Arbeit für die Schule erlebter Stress (überhaupt nicht < einigermassen-sehr), Lebenszufriedenheit (hoch < tief), selbsteingeschätzter Gesundheitszustand (gut < schlecht-einigermassen) und übliche Schlafdauer vor Schultagen (8 Std. und mehr < weniger als 8 Std.).

Weitere Faktoren, die möglicherweise mit einem frühen Einstieg in Verbindung stehen, wie etwa das Raucherumfeld (rauchende Eltern und Freunde), die Herkunft und der Migrationsstatus wurden bei diesen Analysen jedoch nicht berücksichtigt. Weiterführende Analysen derselben Daten (HBSC-Studie 2018), die im Rahmen des Nationalen Gesundheitsberichts 2020 (Obsan, 2020[10]) durchgeführt wurden und sich auf die Altersgruppe der 11- bis 15-Jährigen beziehen, ergaben aber, dass bei Eltern der 1. Migrationsgeneration (exakter: wenn ein oder beide Elternteile im Ausland geboren sind) der wöchentliche Tabakkonsum mit 3,5 Prozent weiter verbreitet ist als wenn beide Eltern in der Schweiz geboren wurden (2,1 %). Das Rauchverhalten der Eltern war auch Thema einer Zürcher Studie, die zwischen 2013 und 2016 unter Kindern und Jugendlichen von 6 bis 17 Jahren durchgeführt wurde. Sie ergab, dass das Rauchen der Eltern (Vater und/oder Mutter) bei den 13- bis 17-Jährigen eine signifikante Verbindung mit dem Rauchverhalten der Jugendlichen hat (Mozun et al., 2020[11]).

Prävalenz des Rauchens bei 15- bis 25-Jährigen

Auch die Bevölkerungsbefragungen, die sich normalerweise an Menschen ab 15 Jahren richten (z. B. SGB und CoRolAR des Suchtmonitorings Schweiz) geben auch Hinweise auf das Rauchverhalten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Über ein Viertel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen rauchen

Gemäss den neusten epidemiologischen Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2022 rauchen in der Schweiz 25.8 % der 15- bis 24-Jährigen (Quellen BFS, 2023[12]). Bei den Männern sind es 25.4 % und bei den Frauen 26.2 %. Bemerkenswert und aus epidemiologischer Sicht relativ selten ist, dass der Anteil der Raucherinnen den der Raucher in dieser Altersgruppe übersteigt.

Drei von zehn 24- bis 25-Jährigen rauchen täglich

Im Rahmen des Suchtmonitorings Schweiz wurden anhand der Daten 2016 der Befragung CoRolAR vertiefte Analysen zu den 15- bis 25-Jährigen vorgenommen (Kuendig et al., 2017[13]). Insgesamt waren demnach 31,6 Prozent der 15- bis 25-Jährigen Raucher:innen (Abb. A2A-2), also deutlich mehr als in der Gesamtbevölkerung (25,3 %). Bei den 15- bis 17-Jährigen waren es 15,8 Prozent. Danach steigt der Anteil deutlich und regelmässig an auf 29,0 (18–19 Jahre) und 41,1 Prozent (20–21 Jahre). Danach geht der Anteil der Rauchenden geringfügig zurück auf 38,7 (22–23 Jahre) und 37,6 Prozent (24–25 Jahre). Hingegen steigt der Anteil der täglich Rauchenden auch noch bei den 24- bis 25-Jährigen an und erreicht 30,0 Prozent (15–17 Jahre: 7,4 %; 18–19 Jahre: 15.5 %; 20–21 Jahre: 26,9 %; 22–23 Jahre: 26,0 %). Dagegen geht der Anteil der gelegentlich Rauchenden mit Erreichen des 20. Lebensjahres wieder zurück.

Prävalenz des Rauchens bei 15-25 Jährigen, bezogen auf die Sprachregion, gemäss CoRoIAR 2016

Abbildung A2A-2: Prävalenz des Rauchens (in %) bei den 15- bis 25-Jährigen, total und nach Geschlecht, Sprachregion und Alter, CoRolAR 2016 (Kuendig et al., 2017[14]).

Auf die gesamte Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen erreicht der Anteil Rauchender 35,7 Prozent bei den Männern und 27,3 Prozent bei den Frauen (Abb. A2A-2). Dieser Anteil lag deutlich höher in der italienischen (40,7 %) und französischen Schweiz (38,1 %) als in der Deutschschweiz (28,7 %).

Eine Studie der Universität Zürich zum Einfluss des sozialen und medialen Einflusses auf das Gesundheitsverhalten von 15- bis 19-jährigen Jugendlichen[15] hat 2021 eine Raucherprävalenz für die gesamte Altersgruppe von 6,1 Prozent ergeben (Frey und Friemel, 2021[16]). Doch lassen sich diese Ergebnisse nicht mit den genannten Befragungen (HBSC, SGB und CoRolAR) vergleichen, weil das Studiendesign und die verwendeten Fragen sich deutlich vom Üblichen absetzten.

Die Studie Young Adult Survey Switzerland[1] (YASS), die 2018/2019 durchgeführt wurde und die Lebensbedingungen sowie die sozialen und politischen Orientierungen der 18- bis 21-Jährigen in der Schweiz untersucht, zeigt in dieser Altersgruppe interessante Unterschiede in der Verteilung des Rauchens je nach Lebenskontext. Obwohl auch diese Studie nicht mit vergleichbaren Messinstrumenten wie die oben genannten Erhebungen arbeitet, zeigt sich, dass der Anteil der täglich rauchenden jungen Erwachsenen in Städten und deren Agglomerationsgemeinden deutlich höher ist als in weniger urbanen Lebenskontexten (villes isolées ou communes rurales; Huber, Eds., 2022[19])


[1] Schweizerisches Gesundheitsobservatorium Obsan. 2020. Gesundheit in der Schweiz – Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Nationaler Gesundheitsbericht 2020. Bern. Hogrefe Verlag. Download.

[2] U.S. Department of Health and Human Services (2012). Preventing Tobacco Use Among Youth and Young Adults: A Report of the Surgeon General. Atlanta, GA. U.S. Department of Health and Human Services, Centers for Disease Control and Prevention, National Center for Chronic Disease Prevention and Health Promotion, Office on Smoking and Health. Download.

[3] hbsc.ch, eingesehen am 26.04.2023.

[4] www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/erhebungen/sgb.html; eingesehen am 26.04.2023.

[5] Keller, Roger; Radtke, Theda; Krebs, Hans; Hornung, Rainer (2011): Der Tabakkonsum der Schweizer Wohnbevölkerung in den Jahren 2001 bis 2010. Tabakmonitoring - Schweizerische Umfrage zum Tabakkonsum. Download

[6] suchtmonitoring.ch/de.html; eingesehen am 26.04.2023.

[7] Delgrande Jordan, Marina ; Balsiger, Nora; Schmidhauser, Valentine. (2023a). Consommation de substances psychoactives chez les 11 à 15 ans en Suisse - Situation en 2022 et évolution dans le temps - Résultats de l'étude Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) (Rapport de recherche No 149). Lausanne. Sucht Schweiz. Download (Bericht auf Französisch; Ausführliche Zusammenfassung auf Deutsch: S. 16–22).

[8] Delgrande Jordan, Marina ; Balsiger, Nora; Schmidhauser, Valentine. (2023a). Consommation de substances psychoactives chez les 11 à 15 ans en Suisse - Situation en 2022 et évolution dans le temps - Résultats de l'étude Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) (Rapport de recherche No 149). Lausanne. Sucht Schweiz. Download (Bericht auf Französisch; Zusammenfassung auf Deutsch: S. 7–8).

[9] Delgrande Jordan, Marina; Eichenberger, Yvonne; Kretschmann, Andrea; Schneider, Eva. 2019b. Eine explorative Untersuchung des Zusammenhangs zwischen dem Konsum psychoaktiver Substanzen und Merkmalen 11- bis 15-jähriger Jugendlicher in der Schweiz – Ergebnisse der Studie «Health Behaviour in School-aged Children» (HBSC) 2018. Forschungsbericht Nr. 105. Lausanne. Sucht Schweiz. Download.

[10] Schweizerisches Gesundheitsobservatorium Obsan (2020). Gesundheit in der Schweiz – Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Nationaler Gesundheitsbericht 2020. Bern. Hogrefe Verlag. Download.

[11] Mozun, Rebeca; Ardura-Garcia, Cristina; Jong, Carmen C. M. de; Goutaki, Myrofora; Usemann, Jakob; Singer, Florian et al. 2020. «Cigarette, shisha, and electronic smoking and respiratory symptoms in Swiss children: The LUIS study.» In Pediatric pulmonology. DOI: 10.1002/ppul.24985.

[12]https://www.bfs.admin.ch/bfs/fr/home/statistiques/sante/enquetes/sgb.assetdetail.28725086.html; accédé le 10.11.2023

[13] www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/determinanten/tabak.assetdetail.6466013.html; eingesehen am 13.04.2023.

[14] Kuendig, Hervé; Notari, Luca; Gmel, Gerhard. 2017. Le tabagisme chez les 15 à 25 ans en 2016 – Analyse des données du Monitorage suisse des addictions. Lausanne. Sucht Schweiz. Download (Bericht auf Französisch; Zusammenfassung auf Deutsch: S. 11–12).

[15] Kuendig, Hervé; Notari, Luca; Gmel, Gerhard. 2017. Le tabagisme chez les 15 à 25 ans en 2016 – Analyse des données du Monitorage suisse des addictions. Lausanne. Sucht Schweiz. Download (Bericht auf Französisch; Zusammenfassung auf Deutsch: S. 11–12).

[16] ikmz.uzh.ch/de/research/divisions/media-use-and-effects/projects/Gesundheitsverhalten-Jugendliche.html; eingesehen am 12.02.2022.

[17] Frey, Tobias; Friemel, Thomas N. 2021. Substanzkonsum unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Schweiz im Jahr 2021. Eine repräsentative Befragung unter 15- bis 19-Jährigen. Zürich. Universität Zürich. Download.

[18] https://www.chx.ch/fr/yass, eingesehen am 20.03.2022.

[19] Huber, Gerhard (Eds.) (2022). Young Adult Survey Switzerland 2022 – Band 3. Bern: Office fédéral des constructions et de la logistique. Download.

AT Schweiz, Juli 2024