Nikotinbeutel
In Kürze
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Was ist das genau?
Nikotinbeutel, auch «Pouches» genannt, haben sich zu einem stark wachsenden Trend unter Nikotinprodukten entwickelt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Tabakprodukten enthalten sie aber keinen Tabak, sondern Nikotinsalze. Sie werden in kleinen Beuteln verkauft, die zwischen Zahnfleisch und Lippe gelegt werden, um das Nikotin über die Mundschleimhaut auf schnellem Weg aufzunehmen. Der Nikotingehalt ist mit 2 mg bis über 30 mg pro Beutel je nach Produkt sehr unterschiedlich. Starke Produkte überschreiten diese Werte sogar und können über 45 mg pro Beutel enthalten, was etwa dem Fünffachen einer herkömmlichen Zigarette entspricht.
Im Allgemeinen bestehen Nikotinbeutel aus folgenden Bestandteilen:
- Nikotin
- Eine Vielzahl von Aromastoffen
- Feuchthaltemittel, wie Glykol
- Füllstoffe, wie Zellulose und Fasern auf pflanzlicher Basis
Warum ist der Konsum von Nikotinbeuteln bedenklich?
Nikotinbeutel werden häufig als harmlosere Alternative zum Rauchen vermarktet. Trotzdem bringen sie erhebliche Gesundheitsrisiken mit sich:
Suchtgefahr und psychische Gesundheitsprobleme: Der hohe Nikotingehalt macht hochgradig süchtig, besonders bei Jugendlichen. Nikotin hat eine starke Wirkung auf das Belohnungssystem im Gehirn, verringert die Aufmerksamkeitsspanne und verstärkt Ängste und Stresszustände, auch hier besonders bei Jugendlichen.
Herz-Kreislauf-Probleme: Erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Arteriosklerose und Herzkrankheiten.
Erkrankungen der Mundgesundheit: Zahnfleischreizung, -rückgang und -empfindlichkeit.
Mischkonsum und Vergiftung: Da die Beutel häufig zusammen mit anderen Nikotinprodukten konsumiert werden, sind ihre allgemeinen Gesundheitsrisiken besonders hoch, vereinzelt kann es sogar zu einer akuten Nikotinvergiftung kommen. In toxikologischen Studien wurden in Nikotinbeuteln mehr als 180 verschiedene Chemikalien nachgewiesen.

Diskreter Konsum und erfolgreiches Marketing
Nikotinbeutel sind für einen diskreten Konsum erfunden worden. Das macht es gerade Eltern schwer, auf den Konsum ihrer Kinder aufmerksam zu werden und diesen zu regulieren. Um gezielt junge VerbraucherInnen anzusprechen, setzt die Tabakindustrie im Marketing, das vor allem über Social Media ausgespielt wird, auf attraktive Geschmacksrichtungen (wie z.B. Beeren, Zimt, Pfefferminz). Die Kampagnen sind oft irreführend und assoziieren Nikotinbeutel mit Begriffen wie Spass, Freizeit und Beliebtheit.
ZYN, einer der führenden Marke in dem Bereich, konnte bis Anfang 2024 ihren Absatz in den USA auf 443 Millionen Packungen pro Jahr steigern. Studien zeigen, dass Ads auf Social Media eine entscheidenden Einfluss auf die Beliebtheit haben – vergleichbar mit dem Erfolg der Zigarettenwerbungen damals.
Was sagen die Gesetzgeber?
Belgien: Aufgrund von Sucht- und Gesundheitsrisiken wurde seit Oktober 2023 ein Verbot von Nikotinbeuteln verhängt
Norwegen: Neue Nikotinprodukte müssen vorab einen Genehmigungsprozess durchlaufen, mit dem Ergebnis, dass Nikotinbeutel nicht zugelassen sind
Schweiz: Nikotinbeutel sind frei erhältlich und werden in grosser Stückzahl verkauft
Fazit
Durch Marketing und Gesetzeslücken steigt die Beliebtheit und der Konsum von Nikotinbeutel schnell. Einige Regierungen versuchen bereits, den Verkauf einzuschränken, aber unzureichende Gesetze ermöglichen es, dass Nikotinbeutel zu einem immer grösseren Risiko für die öffentliche Gesundheit werden. Strengere Massnahmen und Kampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit sind daher dringend notwendig, wenn man den Konsum bei Jugendlichen einzudämmen und die Gesundheitsrisiken minimieren will.