Herstellung und Vertrieb von Tabak- und Nikotinprodukten

Die drei in der Schweiz ansässigen multinationalen Tabakkonzerne produzieren jährlich Milliarden Zigaretten an ihren Schweizer Produktionsstandorten. Nicht nur der Anbau von Tabak, auch dessen Verarbeitung und die Herstellung von Zigaretten und weiteren Tabak- und Nikotinprodukten sind energieintensiv und belasten die Umwelt.

Auch wenn die Datenlage zu den Umweltauswirkungen der Herstellung und des Vertriebs von Zigaretten begrenzt ist, da vorhandene Studien von den Tabakunternehmen selbst herausgegeben oder finanziert wurden, gehören die zwei Phasen der Zigarettenproduktion, Verarbeitung des Rohtabaks und Zigarettenproduktion, zu jenen mit den grössten Umweltauswirkungen.[1] Bei der Herstellung einer einzigen Zigarette wird in ihrem Produktionszyklus 14g CO2 freigesetzt.

Dies ist insbesondere auf den hohen Energieverbrauch zurückzuführen, beispielsweise für den Transport der Tabakblätter zu den weiterverarbeitenden Fabriken. Teilweise befinden sich diese Orte in grosser geografischer Distanz zueinander. Oft wird der Tabak aus dem Anbauland in jenes Land verfrachtet, indem die Zigaretten, die dort produziert wurden, schliesslich auch verkauft werden.[2] Schliesslich müssen die Zigaretten und weiteren Nikotin- und Tabakprodukte nach der Herstellung zu den Verkaufsstellen transportiert werden, was wiederum Treibstoff verbraucht.[3] Die in der Schweiz produzierenden Tabakmultis Philip Morris, British American Tobacco und Japan Tobacco exportieren fast 75% der Zigaretten ins Ausland, ein Grossteil davon in Länder des Nahen Ostens und nach Afrika[4] – ein ökologischer Unsinn!

Des Weiteren wird Wasser und Energie, für die Verarbeitung des Tabaks benötig, u.a. für den Betrieb von Maschinen. Weitere Stoffe und Energie sind für die Synthese des Papiers und der Zigarettenfilter, der selbst aus Celluloseacetat, einer Art Plastik, hergestellt wird und weltweit milliardenfach auf den Boden geworfen wird[5], nötig. Fachleuten der University of Bath Control Research Group erklärten «Zigarettenfilter zum wohl grössten Schwindel[6] in der Geschichte der Menschheit»: moderne Celluloseacetat-Filter wurden von Tabakindustrie erfunden, um Raucherinnen und Rauchern vorzugaukeln, Zigaretten mit Filter seien weniger gesundheitsschädlich, da sie Schadstoffe aus dem Rauch filtern würden.[7] Erwiesenermassen hat der Filter keine Auswirkungen auf die mit dem Rauchen verbundenen Gesundheitsschäden.[8]

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Zigarettenfabrik von British American Tobacco in Boncourt, Jura (Foto: Publiceye)

Die Verwendung von Chemikalien (Aromen, Konservierungsstoffe) bei der Tabakverarbeitung und Zigarettenherstellung stellt einen weiteren umweltschädlichen Aspekt dar. Das Zigarettenpapier wird mit Chemikalien behandelt, um eine bestimmte Abbrenngeschwindigkeit zu erreichen.

Abfall: Jedes Jahr entstehen bei der Verarbeitung von Tabak zwei Millionen Tonnen fester Abfall, davon sind 300‘000 Tonnen nikotinverseucht, rund 200‘000 Tonnen sind chemische Abfälle.[9]

Die Tabakproduktion trägt jährlich mit fast 84 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten zu den Emissionen bei, dies entspricht laut Weltgesundheitsorganisation WHO dem Start von 280‘000 Raketen ins Weltall.[10] Zudem trägt der Tabakrauch zu einer höheren Schadstoffbelastung der Luft bei und enthält drei Arten von Treibhausgasen: Kohlendioxid, Methan und Stickoxide, die die Innen- und Aussenluft verschmutzen.

Welttag ohne Tabak vom 31. Mai «Tabak: Eine Bedrohung für unsere Umwelt» Der Tabak hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Gesundheit, sondern jeder einzelne Schritt der Tabakproduktionskette gefährdet auch unsere Umwelt. Vom Anbau, über die Produktion bis hin zu Vertrieb und Entsorgung teils giftiger Abfälle gefährden der Tabak und die Tabakindustrie unseren Planeten. Allein die Herstellung des Tabaks benötigt jährlich 22 Billionen Liter Wasser – hauptsächlich für dessen Anbau. Zudem werden für den Anbau und den Trocknungsprozess Tausende Hektar Land pro Jahr entwaldet. Und die Zigarettenproduktion verursacht weltweit jährlich 84 Millionen CO2-Äquivalente. Zur Kampagnenseite


[1] Aminian et al. 2019.

[2] Aminian et al. 2019.

[3] Aminian et al. 2019.

[4] Maurisse 2019.

[5] Evans-Reeves et al. 2021.

[6] Evans-Reeves et al. 2021.

[7] Evans-Reeves et al. 2021.

[8] Evans-Reeves et al. 2021.

[9] Aminian et al. 2019.

[10] World Health Organization 2022.

Literaturverzeichnis

Aminian, Esfandariar; Jacot Sadowski, Isabelle; Cornuz, Jacques (2019): Impact environnemental du tabagisme. In: Revue medicale suisse 15, S. 1974–1978.

Evans-Reeves, Karen; Lauber, Kathrin; Hiscock, Rosemary (2021): The ‘filter fraud’ persists: the tobacco industry is still using filters to suggest lower health risks while destroying the environment. In: Tob Control, tobaccocontrol-2020-056245. DOI: 10.1136/tobaccocontrol-2020-056245.

Maurisse, Marie (2019): The blazing success of Swiss cigarettes in Africa. An investigation by Marie Maurisse, winner of Public Eye’s Investigation Award. In: Public Eye - The Magazine, January 2019. Online verfügbar unter http://stories.publiceye.ch/tobacco/.

World Health Organization (Hg.) (2022): Poisoning our Planet. Online verfügbar unter https://www.who.int/campaigns/world-no-tobacco-day/2022, zuletzt geprüft am 14.04.2022.

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