IQOS: Philip Morris gibt für seine Heets zu niedrige Nikotinwerte an

Eine Studie des Bureau of investigative journalism ergab, dass die Nikotinmenge in Mini-Zigaretten (Heets), die mit dem IQOS-Gerät (Philip Morris International PMI) geraucht werden, achtmal höher ist als die vom Hersteller angegebene Menge und dass die Rauchenden zweimal mehr Nikotin inhalieren als vom Hersteller angegeben. Derzeit gibt es keine internationale Norm für die Quantifizierung von Nikotin, das mit erhitzten Tabakerzeugnissen inhaliert wird. Dadurch ist eine Grauzone entstanden, die von den Herstellern bei der Information der Konsumentinnen und Konsumenten ausgenutzt wird.

Erhitzte Tabakprodukte gewinnen rasch an Beliebtheit und machen mittlerweile mehr als 2,5 % des Umsatzes aller Tabakprodukte in der EU aus.

Heets enthalten bis zu achtmal mehr Nikotin als von PMI angegeben

In Übereinstimmung mit bestimmten Werbematerialien auf seiner mehrsprachigen Webseite behauptete PMI gegenüber Mitarbeitenden des Bureau of investigative journalism, die sich als Konsumenten ausgaben, dass jede Mini-Zigarette (Marke Heets) 0,5 mg Nikotin enthalte, was sich als nicht korrekt herausstellte.

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Das Bureau of investigative journalism beauftragte Unisanté, ein universitäres Zentrum für Allgemeine Innere Medizin und Public Health in der Schweiz, mit der Durchführung der Messungen, deren Ergebnisse von Force Technology in Dänemark analysiert wurden: Im Durchschnitt enthält jede Mini-Zigarette 4,1 mg Nikotin – achtmal mehr als die von PMI kommunizierte Menge.

Konsumierende inhalieren bis zu doppelt so viel Nikotin

Um die verschiedenen Substanzen, einschliesslich Nikotin, zu quantifizieren, die von Rauchenden herkömmlicher Zigaretten inhaliert werden, wird in der EU immer noch die ISO-Methode (der Internationalen Organisation für Normung) angewandt, bei der Rauchmaschinen zum Einsatz kommen. Diese Methode wird jedoch von der wissenschaftlichen Gemeinschaft stark kritisiert, da sie das tatsächliche Verhalten der Rauchenden (sie inhalieren tiefer als die Maschinen) unterschätzt und daher für die Information der Konsumentinnen und Konsumenten ungeeignet ist. Health Canada hat daher eine Testmethode entwickelt, die das tatsächliche Verhalten der Raucherinnen und Raucher besser wiedergibt. Diese Methode wurde wissenschaftlich validiert und wird von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen.

Derzeit gibt es keine international anerkannte Methode zur Quantifizierung der Substanzen, die mit dem Konsum von erhitztem Tabak eingeatmet werden.

PMI verwendet seine eigene, modifizierte Version der ISO-Methode und kommt auf einen Wert von 0,5 mg inhaliertem Nikotin pro Mini-Zigarette (Heets). Das Bureau of investigative journalism führte seine Tests mit der Methode von Health Canada durch. Dabei zeigte sich, dass die durchschnittliche Nikotinmenge, die eine Heets-konsumierende Person inhaliert, bei 1,2 mg liegt – sprich mehr als doppelt so viel wie der von PMI angegebene Wert.

Irreführende Kommunikation von Philip Morris

Auch IQOS-Vertriebsbeauftragte aus elf europäischen Ländern gaben diesen Wert (0,5 mg) als Antwort an, womit die Verwirrung zwischen der Nikotinmenge in jeder Mini-Zigarette und der von den Rauchenden eingeatmeten Nikotinmenge aufrechterhalten wird. Ein Mitarbeiter der schwedischen PMI-Webseite behauptete sogar, dass die Nikotinmenge in einem Heets 24-mal geringer sei als die in einer herkömmlichen Zigarette.

Zweifellos sind diese hohen Mengen an Nikotin, die mit IQOS inhaliert werden, das Ergebnis einer Strategie, die darauf abzielt, eine Nikotinsucht herbeizuführen und langfristig aufrechtzuerhalten. Das erklärt – zusammen mit dem intensiven Marketing –, warum erhitzte Tabakprodukte rasch an Beliebtheit gewinnen und mittlerweile mehr als 2,5 % des Umsatzes aller Tabakprodukte in der Europäischen Union ausmachen. So erklärte Roberto Boffi, Direktor des Anti-Tabak-Zentrums des Nationalen Krebsinstituts in Mailand, dass einige seiner Patienten «mit IQOS mehr zu rauchen scheinen als mit herkömmlichen Zigaretten».

Verschleierung des inhalierten Nikotingehalts – eine wiederkehrende Praxis der Tabakindustrie

Die Quantifizierung des Nikotins, das durch das Rauchen eines Tabakerzeugnisses eingeatmet wird, ist ein strategischer Bereich, den die Tabakindustrie seit langem zu kontrollieren versucht, um die Information der Konsumentinnen und Konsumenten und der breiten Öffentlichkeit zu beeinflussen.

Anfang 2018 hatte das Comité national contre le tabagisme (CNCT) in Frankreich Klage (Filtergate) gegen die vier grössten Tabakhersteller eingereicht, weil diese ihre Produkte (insbesondere die Filter) manipuliert hatten, um die von den Gesundheitsbehörden geforderten Tests für Teer, Kohlenmonoxid und Nikotin zu fälschen. In diesem mittlerweile abgeschlossenen Fall machte das CNCT die Hersteller dafür verantwortlich, dass sie ihre Filter mit Mikroperforationen versehen hatten, um die Ergebnisse der ISO-Tests zu manipulieren. Mit dieser Klage wollte das CNCT der Öffentlichkeit Folgendes mitteilen: Die Tabakhersteller verändern heimlich technische Eigenschaften der Zigaretten, um die zugelassenen Laboratorien zu täuschen, die mit der Durchführung der Tests beauftragt sind, die gemäss dem Code de santé publique erforderlich sind, um den Teer-, Nikotin- und Kohlenmonoxidgehalt in den Emissionen der gerauchten Zigaretten zu messen. So kann der tatsächliche Teer- und Nikotingehalt, den Rauchende herkömmlicher Zigaretten einatmen, bei Teer zwischen zwei- bis zehnmal und bei Nikotin fünfmal höher sein als die von der Industrie angegebenen Werte. Raucherinnen und Raucher, die glauben, eine Schachtel pro Tag zu rauchen, rauchen in Wirklichkeit zwei bis zehn Schachteln.

Artikel von Générations sans tabac

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