Tabak für die Hälfte aller suchtbedingten Kosten verantwortlich

Tabak verursacht die Hälfte aller Kosten, die in der Schweiz im Zusammenhang mit Süchten anfallen – das zeigt eine neue Studie des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Griffige Massnahmen in der Tabakprävention haben demnach das Potenzial, jedes Jahr mehrere Milliarden Franken einzusparen.

Von allen Süchten kommt der Tabakkonsum die Gesellschaft am teuersten zu stehen. Das zeigt eine Studie über die volkswirtschaftlichen Kosten von Sucht, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) heute veröffentlicht hat. Die Studie berechnet die Kosten, die der Gesellschaft aufgrund von Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsum sowie durch weitere Süchte wie Spielsucht entstehen. Die Kosten können entweder direkt anfallen – durch die Behandlung von Krankheiten oder in der Strafverfolgung – oder auch indirekt durch Produktivitätsverluste aufgrund von Krankheit oder frühzeitigem Tod.

Tabak belastet das Gesundheitswesen massiv

Insgesamt belaufen sich die direkten und indirekten suchtbedingten Kosten in der Schweiz auf 7.7 Milliarden Franken für das Berechnungsjahr 2017. Auf den Tabakkonsum entfallen 3.9 Milliarden Franken – der Tabak ist also für die Hälfte aller Kosten (50%) im Zusammenhang mit Süchten verantwortlich. Alkohol schlägt mit 2.8 Milliarden Franken (36%) zu Buche, Drogen und übrige Süchte mit einer Milliarde Franken (13%). Umso erstaunlicher ist, dass der Tabakkonsum in der Strategie Gesundheit2030 des Bundes keinen zentralen Platz hat.

Der grösste Budgetposten beim Tabak ist die Behandlung von tabakbedingten Krankheiten. Drei Milliarden Franken zahlt die Gesellschaft pro Jahr in Form von Krankenkassenprämien und Steuern. Keine andere Sucht verursacht derart hohe Kosten im Gesundheitswesen. Zum Vergleich: Alkohol macht mit 477 Millionen Franken nur einen Sechstel aus, Drogen mit 274 Millionen Franken weniger als einen Zehntel. Tabak ist ebenfalls für den Grossteil der suchtbedingten Todesfälle verantwortlich. Von 11‘512 suchtbedingten Todesfällen im Jahr 2017 entfallen laut der Studie 9‘430 auf Tabak, 1‘940 auf Alkohol und 178 auf Drogen.

Indirekt, also durch krankheitsbedingte Ausfälle am Arbeitsplatz oder durch frühzeitige Todesfälle, kostet der Tabakkonsum die Schweizer Volkswirtschaft jährlich zwischen 833 Millionen Franken und 3.1 Milliarden Franken – abhängig davon, wie breit die indirekten Kosten miteinbezogen werden. In die erste Rechnung werden lediglich die Kosten zur Beschaffung eines «Ersatzes» für die ausgefallene Person miteinbezogen. Die zweite Rechnung berücksichtigt zusätzlich den Verlust über das gesamte Erwerbsleben

Prävention kann Milliarden sparen

Insgesamt ist Tabak mit Abstand der grösste Kostentreiber unter den Süchten. Seine jährlichen volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich auf rund 1 Prozent des BIP. Die Ergebnisse des BAG reihen sich in eine Gruppe von Studien ein, die zu ähnlichen Ergebnissen gekommen sind. Eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz aus dem letzten Jahr errechnete direkte Kosten von ebenfalls 3 Milliarden Franken und indirekte Kosten von 2 Milliarden Franken, die pro Jahr durch den Tabakkonsum entstehen. Die Forscher der ZHAW versuchten die Verluste ebenfalls über die gesamte Spanne des Arbeitslebens zu erfassen, wobei sie zum Schluss kamen, dass die realen indirekten Kosten wohl noch deutlich höher sind als die von ihnen erfassten 2 Milliarden Franken.

Die Studie des BAG zeigt erneut in aller Deutlichkeit, welches Potenzial zur Kosteneinsparung in der Tabakprävention liegt. Griffige Massnahmen wie höhere Zigarettenpreise und ein umfassendes Werbeverbot könnten die Gesellschaft und die Volkswirtschaft längerfristig um mehrere Milliarden Franken pro Jahr entlasten.

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Thomas Beutler

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