Zum Tod von Dr. Rainer Kaelin

Nanos gigantum umeris insidentes: Dr. Rainer Kaelin, Vorstandsmitglied von OxySuisse und zentrale Figur im Kampf gegen das Rauchen in der Schweiz der letzten 20 Jahre, ist verstorben.

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Dr. Rainer Kaelin

In tiefer Betroffenheit nehmen wir zur Kenntnis, dass Dr. Rainer Kaelin am 15. August, nach einem langen Kampf gegen eine Krankheit, die er mit viel Mut und Diskretion ertragen hatte, verstorben ist.

Dr. Kaelin war seit vielen Jahren Mitglied des Vorstands von OxySuisse. Er setzte sich mit Leib und Seele für den Kampf gegen das Rauchen ein und zeigte ein aussergewöhnliches Engagement. Als am 14. Juni 2006 in Lausanne das Waadtländer Komitee für die Initiative «Passivrauchen und Gesundheit» lanciert wurde (in den Räumlichkeiten der SFA, heute Sucht Schweiz), schlug Rainer vor, ein Unterstützungskomitee für die Initiative zu gründen und nahm diese Aufgabe selbst in die Hand. Innerhalb kürzester Zeit wurden mehr Unterschriften gesammelt als erforderlich, woraufhin die Waadtländer Behörden gezwungen waren, einen Gegenentwurf vorzulegen, der praktisch eine Kopie der Initiative war und mit grosser Mehrheit angenommen wurde.

Als Pneumologe scheute Dr. Kaelin keine Mühe, seine Ärztekolleginnen und -kollegen für den Kampf gegen das Rauchen zu mobilisieren. Er verfasste zahlreiche Artikel, unter anderem für die Schweizerische Ärztezeitung, das offizielle Organ der FMH. Als das Schweizer Parlament im Jahr 2008 das Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen verabschiedete, mobilisierte er rund 20 Ärztekolleginnen und -kollegen, um eine Stellungnahme zu verfassen, in der er die Lücken im Gesetzesentwurf anprangerte (die leider bis heute bestehen) und diese dem Einfluss der Tabaklobby zuschrieb. Heute müssen wir anerkennen, dass Dr. Kaelin Recht hatte und seine damalige Einschätzung noch immer aktuell ist.

Dr. Kaelin erkannte auch früh, dass der im Jahr 2014 vom BAG vorbereitete Entwurf zum Tabakproduktgesetz ein «Alibigesetz» war, bei dem die öffentliche Gesundheit den wirtschaftlichen Interessen der Tabakkonzerne geopfert wurde. Er schreckte nicht davor zurück, seine Einschätzung laut und deutlich zum Ausdruck zu bringen, unter anderem in Gastartikeln mit vielsagenden Titeln: « On torpille la protection de la jeunesse et viole la convention cadre de l’OMS » (2014), « Deuxième projet de loi sur les ­produits du tabac – tromperie! » (2018), « Les hypocrites de la protection de la jeunesse et leurs complices » (2019), « Prévention du tabagisme : Réglementations alibi depuis trente ans » (November 2021) (in welchem er dazu aufrief, mit Ja zur Initiative «Kinder ohne Tabak» zu stimmen).

Dr. Kaelin hatte den richtigen Riecher und nahm kein Blatt vor den Mund. Die Haltung einiger seiner Kolleginnen, Kollegen und anderen Fachpersonen, denen er vorwarf, für den «lahmen Kompromiss» – eine Falle der Tabakindustrie – empfänglich zu sein, brachte ihn zum Kochen. Er war für seine scharfe Zunge bekannt, insbesondere wenn er das «Schweigen der Experten» angesichts eines der schwerwiegendsten Probleme der öffentlichen Gesundheit unserer Zeit rügte. Auch mit dem BAG ging er nicht zimperlich um und verurteilte (zu Recht) dessen NCD-Strategie, die ausschliesslich auf die Eigenverantwortung des Einzelnen setzte und die Tabakkonzerne von jeglicher Verantwortung freisprach (siehe (Vgl. « Entre santé publique et intérêt économique »).

Heute trauern wir mit seiner Familie und den Mitgliedern von OxySuisse. Nanos gigantum umeris insidentes: Wir sind bloss Zwerge auf den Schultern von Riesen. Dr. Kaelin war für uns ein Gigant im Kampf gegen das Rauchen, und wir sind es uns schuldig, seinem Beispiel zu folgen.

Pascal Diethelm, Präsident von OxySuisse

Luciano Ruggia, Direktor AT Schweiz

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