Passivrauchen
- 20,8 Prozent der Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren ist mindestens eine Stunde pro Woche dem Passivrauch ausgesetzt. 9,2 Prozent sind es eine Stunde pro Tag.
- Die jungen Menschen, solche mit einer tieferen Bildung (obligatorische Schule), Ausländer*innen, Menschen in der lateinischen Schweiz und Erwerbstätige sind dem Passivrauch stärker ausgesetzt.
Von Passivrauchen ist die Rede, wenn jemand direkt dem Verbrennungsrauch eines Tabakprodukts ausgesetzt ist, aber auch dem Rauch, den Rauchende ausatmen. Es handelt sich um ein bedeutendes Problem der öffentlichen Gesundheit. Dieser Rauch, der bisweilen «Sekundärrauch» genannt wird, enthält mehrere Tausend Substanzen, von denen Hunderte toxisch und mindestens siebzig krebserregend sind[1] (s. a. die Rubrik Passivrauch).
Rund jede:r Zehnte raucht eine Stunde am Tag passiv
Das Schweizer Monitoring-System Sucht und NCD (MonAM) stellt detaillierte Daten zur Passivrauchexposition bereit (Obsan, 2021[2]). Diese Schätzungen wurden aufgrund der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB) berechnet und unterscheiden nicht zwischen Rauchenden und Nichtrauchenden. Sie zeigen, dass einerseits knapp drei Viertel der Bevölkerung ab 15 Jahren (73,7 %) nie dem Passivrauch ausgesetzt, mehr als ein Fünftel (20,7 %) es aber mindestens eine Stunde pro Woche war. Der Anteil der Bevölkerung, der über eine Stunde pro Tag ausgesetzt war, erreichte 9,2 % (Abb. A3A-1). Dieser Anteil ist vergleichbar mit dem Wert laut SGB 2012 (9,9 %), aber deutlich niedriger als die 20,3 % aus dem Jahr 2007 (drei Jahre vor dem Inkrafttreten nationaler Massnahmen zum Schutz vor dem Passivrauchen).
Abbildung A3A-1: Anteil der Bevölkerung in Privathaushalten (in %), nach Dauer der Exposition (SGB, 2017; Quelle: MonAM[3]).
Einige Bevölkerungsgruppen deutlich stärker ausgesetzt
Die Daten der SGB 2017 zeigen grosse Unterschiede bei der Passivrauchexposition nach Altersgruppe. Die Jüngeren geben deutlich öfter an, durchschnittlich eine Stunde pro Tag dem Passivrauch ausgesetzt zu sein (20–24 Jahre: 22,7 %; 15–19: 20,6 %; 25–34: 13,8 %). Ebenso sind Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau (obligatorische Schule, Sekundarstufe II), Erwerbstätige, Einwohner*innen der lateinischen Schweiz und Ausländer*innen deutlich öfter dem Passivrauch ausgesetzt (Abb. A3A-2).
Abbildung A3A-2: Prävalenz der Passivrauchexposition durchschnittlich mindestens eine Stunde pro Tag (in %), nach Sprachregion, Nationalität, Bildungsniveau und Erwerbstätigkeit (SGB 2017; Quelle: MonAM[4]).
Exposition der Nichtrauchenden und weitere Schätzungen
Im Rahmen vertiefter Analysen der SGB-Daten hat das BFS zudem festgehalten, dass im Jahr 2017 der Anteil der Nichtrauchenden, die mindestens eine Stunde pro Tag dem Passivrauch ausgesetzt sind, 6 Prozent erreicht (2020[5]). Dies entspricht dem Wert aus dem Jahr 2012, der aber 2007 noch 16 Prozent betragen hatte. Auch wenn sich die Zahlen zum Rauchen während der Schwangerschaft und zur Passivrauchexposition im Jugendalter nicht direkt aus der SGB ableiten lassen, kann aufgrund der Befragung 2017 geschätzt werden, dass rund jede achte schwangere Frau während der Schwangerschaft raucht und mindestens 27 Prozent der unter 18-jährigen Kinder und Teenager mit einem rauchenden Elternteil zusammenleben.
Daten zur Passivrauchexposition der Nichtrauchenden sind auch regelmässig im Rahmen des Tabakmonitorings Schweiz (Keller et al., 2011[6]) und der Befragung CoRolAR des Suchtmonitorings Schweiz (Gmel et al., 2017[7]) publiziert worden.
[1] U.S. Department of Health and Human Services (2006). The Health Consequences of Involuntary Exposure to Tobacco Smoke - A Report of the Surgeon General. Atlanta, GA: U.S. Department of Health and Human Services, Centers for Disease Control and Prevention, National Center for Chronic Disease Prevention and Health Promotion, Office on Smoking and Health. Download.
[2] «Obsan-Indikatoren: Passivrauchen (Alter: 15+)», eingesehen am 3. Januar 2022.
[3] «Obsan-Indikatoren: Passivrauchen (Alter: 15+)», eingesehen am 3. Januar 2022.
[4] «Obsan-Indikatoren: Passivrauchen (Alter: 15+)», eingesehen am 3. Januar 2022.
[5] BFS (2020): «BFS Aktuell – Schweizerische Gesundheitsbefragung 2017 – Tabakkonsum in der Schweiz». BFS. Neuenburg. Download.
[6] Keller, Roger; Radtke, Theda; Krebs, Hans; Hornung, Rainer (2011): «Der Tabakkonsum der Schweizer Wohnbevölkerung in den Jahren 2001 bis 2010.» Tabakmonitoring – Schweizerische Umfrage zum Tabakkonsum. Download.
[7] Gmel, Gerhard; Kuendig, Hervé; Notari, Luca; Gmel, Christiane (2017): Suchtmonitoring Schweiz – Konsum von Alkohol, Tabak und illegalen Drogen in der Schweiz im Jahr 2016. Sucht Schweiz. Lausanne. Download.
AT Schweiz, Juli 2022