22. Deutsche Konferenz für Tabakkontrolle

Am 04. und 05. Dezember 2024 fand die 22. Deutsche Konferenz für Tabakkontrolle statt. Wenig überraschend standen vor allem die erschreckende Zunahme des Konsums neuer Nikotinprodukte durch Jugendliche und die Umweltproblematik von Tabak- und Nikotinprodukten im Zentrum der Beiträge. Eine Auswahl präsentierter Themen:

Steigender Trend beim Nikotinkonsums im Kindes- und Jugendalter

Die neuen Zahlen für das Jahr 2024 des deutschen Präventionsradars, einer Fragebogenstudie in den Klassenstufen 5–10, zeigen: Im Schuljahr 2023/24 lag der Nikotinkonsum Jugendlicher (15 bis 17 Jahre) bereits bei 16,6 %. Trends zur E-Zigarette und zum Polykonsum werden deutlich: E-Zigaretten sind in der Altersgruppe der Kinder (11 bis 14 Jahre), wie auch in der Altersgruppe der Jugendlichen das am häufigsten genutzte Nikotinprodukt (Kinder: 2,9 %; Jugendliche: 13,9 %). Der Polykonsum bei Jugendlichen steigt neu auf 8,3%.

In Kohortenstudien konnte zudem gezeigt werden, dass der E-Zigarettenkonsum Heranwachsende zum Rauchen konventioneller Zigaretten animieren kann. Die Autoren sehen neuen Gründe für diese Entwicklung bei der E-Zigarette: Ein einfach verfügbares und preiswertes Produkt, die Einführung der Einweg-E-Zigarette, die direkte Werbung für E-Zigaretten (zeitweise fehlende Verbote), indirekte Werbung (Social Media) durch attraktive Rollenmodelle, Verkaufsautomaten, ein attraktives Design, diverse Aromen, die Lobbyarbeit der Industrie und fehlende Produktekontrollen.

Kurzmitteilung: Trends und Risikofaktoren des Nikotinkonsums im Kindes- und Jugendalter

Dass die fehlende Produktekontrolle ein gesamteuropäisches Problem ist, zeigt das amtliche Untersuchungsergebnis von Einweg-E-Zigaretten aus dem Jahr 2022 in Deutschland. Keine der untersuchten 250 Einweg-E-Zigaretten erwies sich als verkehrsfähig, da in jedem Fall mindestens ein Mangel hinsichtlich der Bereiche Nikotingehalt, Füllvolumen, Kennzeichnung oder Meldepflicht vorlag.

Untersuchungsergebnis

Werbung für E-Zigaretten und Tabakerhitzer in den sozialen Medien

Werbung für Tabakerhitzer und E-Zigaretten im Internet ist in Deutschland gesetzlich verboten. Die Ergebnisse des Monitorings zeigen jedoch, dass die Hersteller von E-Zigaretten und Tabakerhitzern soziale Medien nutzen, um ihre Produkte zu bewerben. In der dreimonatigen Projektlaufzeit wurden über 1.000 Beiträge zu E-Zigaretten und fast 250 Beiträge zu Tabakerhitzern ausgewertet. Während Tabakerhitzer in erster Linie von Herstellern und dem Einzelhandel beworben werden (über 200 Treffer), gibt es für E-Zigaretten zusätzlich eine grosse Anzahl an Influencerinnen und Influencern (über 100 Treffer), die für die Produkte werben. Auch Prominente werden in die Werbung eingebunden oder werben selbst für die Produkte. Die Produkte werden als stilvolle und trendige Accessoires präsentiert. Bei beiden Produktgruppen wird ein Fokus auf Jugendliche festgestellt.

Sachbericht: Medienbeobachtung: Werbung für Tabak, verwandte Produkte und Alkohol in Sozialen Medien

Präsentation: Internetmonitoring: Werbung für E-Zigaretten und Tabakerhitzer in den sozialen Medien, Christopher Heidt. DKFZ.

Gleichzeitig zeigt ein mehrmonatiger Vergleich zu Werbung in sozialen Medien für Tabakerhitzer in Deutschland, Irland und Grossbritannien, dass bestehende Gesetze auch durchgesetzt werden können. So wurden für Irland keine entsprechenden Werbeposts gefunden. Es zeigte sich, dass bei Werbung von Unternehmen in der Regel nur die Werbung aus dem eigenen Land gesehen werden konnte.

Unterlagen noch nicht verfügbar

Gefährliche Zigarettenkippen

Eine Untersuchung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hat in vielen Berliner Gewässern erhebliche Mengen an Nikotin festgestellt, das auch für Wasserlebewesen giftig ist. Besonders in der Innenstadt wurden erhöhte Konzentrationen festgestellt. Die stärkste Zunahme wurde in den Kanälen gemessen: Eine bis zu 16-fach höhere Konzentrationen. Die im Wasser gelöste Zigarettenstummel können das Wachstum giftiger Cyanobakterien fördern und damit den Lebensraum für kleine Wassertiere vergiften.

Die Studienverfasser kommen zudem zum Schluss, dass herkömmliche Ökotoxizitätstests, die sich in der Regel auf die Auswirkungen einzelner Schadstoffe auf einzelne Arten konzentrieren zu kurz greifen: Schadstoffe kommen in der Umwelt meist in Gemischen vor und wirken auf Systeme mit mehreren Arten.

Zur Meldung

Studie: Cigarette butts enable toxigenic cyanobacteria growth by inhibiting their lethal fungal infections

Die Deutsche Konferenz für Tabakkontrolle wird jährlich vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg durchgeführt.

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